Warum Fatboy Slim im Club wusste, dass er einen Hit hatte
„The Rockafeller Skank“ wurde ein Mainstream-Hit, der schnell fester Bestandteil der Popkultur wurde. Und Fatboy Slim wäre währenddessen fast in einem Daft Punk-Video gelandet.
„The Rockafeller Skank“ wurde ein Mainstream-Hit, der schnell fester Bestandteil der Popkultur wurde. Und Fatboy Slim wäre währenddessen fast in einem Daft Punk-Video gelandet.
1995 wird aus Norman Cook der DJ Fatboy Slim. Drei Jahre später veröffentlicht er den Track „The Rockafeller Skank“ und wird zum ersten Mal international in den Charts gefeiert. Damit rechnete Fatboy Slim am Anfang allerdings nicht, erst als er bei seiner eigenen Partyreihe Big Beat Boutique im Concorde in Brighton auflegte, wurde ihm bewusst: „Wir sind an etwas Großem dran.“
Am Anfang von „The Rockafeller Skank“ steht kein Hit-Gedanke, sondern eine Idee, die quasi aus dem Plattenregal geboren wird. Fatboy Slim hört einen Track der Natural Born Chillers und ist fasziniert davon, wie man in einem Song einen gesprochenen Satz in einzelne Silben zerlegen und rhythmisch komplett neu zusammensetzen kann. Das Prinzip lässt ihn nicht los.
Dann stößt er auf „Vinyl Dogs Vibe“ von Vinyl Dogs, in dem Lord Finesse den Satz spricht, aus dem später die berühmte Line „Right about now, the funk soul brother“ werden würde. Fatboy Slim zerlegt die Aufnahme, jede Silbe einzeln und baut daraus eine Hook, die im Kopf bleibt. Bei diesem einen Sample wird es jedoch nicht bleiben.
Auch das Tempo des Songs ist ungewöhnlich. 170 BPM sind deutlich schneller als Hiphop oder House. Das Northern-Soul-Fundament von „Sliced Tomatoes“ ist seine Lösung. Ein schneller Groove, der tanzbar ist. Dass das ganze wirklich funktioniert, kann Fatboy Slim dann bei der Big Beat Boutique-Partyreihe sehen.
Als das die Single „The Rockafeller Skank“ veröffentlicht wird, wächst das Interesse an Fatboy Slim. Das Label will ein Video zum Song und legt direkt 50.000 Pfund auf den Tisch. Für Fatboy Slim ist das neu und auch etwas beunruhigend. Bis dahin hatte er kaum Geld für Musikvideos ausgegeben.
Das Label fliegt ihn nach Los Angeles. Da bekommt er eine Adresse in Laguna Beach. Gemeinsam mit seiner damaligen Freundin macht er sich auf den Weg dorthin. Als er das Filmteam am Strand sieht, geht er ganz selbstverständlich hin und bedient sich am Catering. Irgendwann bemerkt er zwei Männer im Roboterkostüm.
Kurz danach fragt ihn jemand, was er hier eigentlich mache. Fatboy Slim sagt: „Das ist doch mein Videodreh.“ Allerdings war das der Videodreh von Daft Punk, sein eigener Dreh findet eine halbe Meile weiter statt. Fatboy Slim findet die Verwechslung und diesen 90er-Zufall lustig. Ohne mit Daft Punk zu reden, macht er sich dann jedoch auf den Weg zum richtigen Set.
Das, was Fatboy Slim am Anfang des Drehs versprochen wird und was er am Ende bekommt, sind zwei vollkommen unterschiedliche Sets. Es stellt sich raus, dass er plötzlich aufgemotzte Autos, Breakdancer und Hiphop-Klischees am Set hat. „Das ist genau das, was ich nie sein wollte“, sagt Fatboy Slim damals schon.
Seine Begeisterung für das Video hält sich schon damals in Grenzen. Allerdings hat seine Reise nach Amerika auch einen Vorteil. Er bekommt ein VHS-Tape mit dem Zettel: „Lieber Norman, ich habe diesen Typen gesehen, wie er draußen vor dem Chinese Theatre zu deinem Song tanzt. Dachte, das interessiert dich. Liebe Grüße, Spike.“
Auf dem Tape: ein Typ, der völlig durchgedreht, schräg und komplett unperfekt zu „The Rockafeller Skank“ tanzt. Fatboy Slim ist begeistert. Das fühlt sich echter an als jede Hochglanzproduktion. Und er fragt sofort bei seinem Label nach, wer dieser Spike genau ist.
Spike Jonze ist nicht nur einer der wichtigsten Regisseure der Zeit – egal ob Film oder Musikvideos – er ist auch der Typ auf dem Tape. Das Label verbietet Fatboy Slim zwar, einfach das Video von Spike als Musikvideo zum Song zu nehmen, bietet ihm allerdings an, es bei einer anderen Single zu verwenden.
Das macht Fatboy Slim dann auch, bei „Praise You“. Und Spike Jonzes Tanzvideo wird als alternatives Video von „The Rockafeller Skank“ veröffentlicht. Zu Fatboy Slims Glück funktioniert sein Song auch ohne krasses Musikvideo, das ihn oder die Massen begeistert. „The Rockafeller Skank“ wird in Europa zum Hit und auch wenn er gehofft hat, „dass etwas passiert“ – mit sowas rechnet er nicht.
„The Rockafeller Skank“ wird zu einem Song der Popkultur. Wird in Filmen wie „Eine wie keine“ oder „American Pie“ gespielt, kommt bei „Friends“ oder „Sex and the City“ vor und ist für viele untrennbar mit „FIFA 99“ verknüpft. Fatboy Slim ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nur ein Szene-DJ. Er beschreibt seinen Erfolg so: „Ich bin von der Championship in die Premier League aufgestiegen.“
Am 11. Dezember 2025 hat Fatboy Slim ganz offiziell eine Version des Tracks veröffentlichen können, die seit 25 Jahren im Underground rumgeistert. „Satisfaction Skank“ durfte er jahrelang nur bei seinen DJ-Sets spielen, aber nie offiziell veröffentlichen. Der Track enthält nämlich ein Riff aus „(I Can’t Get No) Satisfaction“ von den Rolling Stones.
Fatboy Slim versuchte über Jahrzehnte, die Sample-Freigabe zu bekommen. Das wurde aber immer wieder abgelehnt, selbst, nachdem Mick Jagger gesagt hatte, ihm gefiele die Mischung. 2025 kam dann die Wende. Die Rolling Stones gaben das Sample frei – und lieferten sogar die originalen Masterbänder, damit Fatboy Slim eine saubere, hochwertige Version produzieren konnte.
Einen Nachteil hatte sein Hit „The Rockafeller Skank“ dann aber doch noch für ihn. Um alle Samples im Track zu klären und den Song veröffentlichen zu können, musste Fatboy Slim angeblich 100% seiner Tantiemen abtreten. Er selbst verdient mit seinem Song bei Radioplays und Co. also kein Geld!
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!